„Mami, wann gehen wir ENDLICH wieder auf eine grosse Reise?“
So klang es bei uns in den letzten zwei Jahren.
Wieder losziehen. Das will auch ich.
Andere Luft schnuppern. Entschleunigen.
Kennst du den Wunsch?
Letztes Jahr haben wir die gesamten Sommerferien in Indonesien verbracht. Trotz Erdbeben und Evakuierung hat es unsere Reiselust noch mehr entfacht.
Wir möchten wieder eine Langzeitreise machen. Wann wäre das am besten? Wir brüten über unseren Kalendern.
Eigentlich ist dieses Jahr ideal: Unsere Kinder sind in den Klassen 4, 2 und 1 sowie in der Spielgruppe. Es stehen keine Eintritte oder Übertritte an. Und auch keine Erstkommunion.
Puh, grad wieder losziehen kostet. Egal, irgendwie bekommen wir das hin! Lass uns loslegen!!!
1. Schritt: Alle Familienmitglieder ins Boot holen
Wir sprachen im Herbst mit unseren Kids. Sie waren begeistert. Ausser unsere Älteste. Auf einmal hatte sie Panik.
Nicht wegen der Schule… Mami ist ja Lehrerin. Die macht eh eher zu viel für ihren Geschmack!
Nicht wegen ihren Freundinnen… Die rennen nicht weg. Das weiss sie noch vom letzten Mal.
Nein, sie hatte Angst, wegen ihren Hobbys… „Wenn wir so lange weg sind, bekomme ich keine Rollen!“
Das verstehe ich total. Die Bühne ist für sie ALLES! Ihre Bedenken müssen wir Ernst nehmen. Ansonsten ist die Reise emotional schon jetzt gestorben. Aber wie wichtig ist es für sie wirklich?
Wir bieten ihr Optionen an:
- Da Papa Thomas nicht die ganze Zeit mitkommen kann, könnte auch sie hierbleiben. – Abgelehnt.
- Wir suchen gemeinsam das Gespräch mit dem Vereinsleiter. Sie hört, wie sehr sie sie dort schätzen. Eine grosse Rolle liegt so natürlich nicht drin. (Vielleicht auch sonst nicht!) Egal, sie wird irgendwie mitmachen dürfen. – Erleichterung!
- Sie könnte früher zurückkommen. Fürs Sommerlager. – Jackpott.
Wir haben ein strahlendes Mädel!!!
Option 3 beruhigt sie. Inzwischen freut sie sich aber so auf unsere Reise, dass sie den letzten Monat nicht verpassen will. Also können wir diese Option wieder streichen. Das freut uns riesig, denn wir haben lieber alle dabei.
2. Schritt: Beruflich unabhängig werden
Ich bin ein sogenannter „Portfolio Worker“: Ich gebe Stellvertretungen an diversen Primarschulen und bin mit Snapkiz.ch selbständig: Nähen, Produkte entwickeln, bloggen, Social Media bedienen…
Stellvertretungen nehme ich für die Zeit unserer Reise nicht an.
Und Snapkiz?
Ein grosser Teil der Produktherstellung liegt noch bei mir. Die meisten Produkte können wir nun auch noch dem Brüggli (Behindertenwerkstätte in Romanshorn, Schweiz) übergeben. Für den Rest produziere ich vor. Wir legen ein riesiges Lager an. Das muss reichen. Und sonst sind wir halt ausverkauft.
Individualisierungen sind während unserer Reisezeit nicht bestellbar.
Die Verkaufsabwicklung übergeben wir zum Jahreswechsel an das Züriwerk (Behindertenorganisation in Zürich, Schweiz).
Die Produktentwicklung wird soweit vorangetrieben, dass die Prototypen bis dann definiert sind und die Produktion und Verkaufsabwicklung auch aus der Ferne gesteuert werden kann.
Den Rest – bloggen, Social Media Marketing betreiben, Bestellungssupport geben, … – kann ich ortsunabhängig angehen.
Und Papa Thomas? Schnell wird klar, dass er auch diesmal nicht die ganze Zeit mitreisen können wird. Geschäftlich ist er zu engagiert und möchte diese Chancen auch nicht verpassen. Aber, er kann durch die vielen, günstig fallenden Feiertage im Mai/ Juni 4 Wochen rausschlagen. Wir freuen uns riesig darüber.
3. Schritt: Grobe Routenplanung
Wir wollen auch diesmal an einen warmen Ort. Aber, mit der Möglichkeit für die Kinder, mit anderen Kindern in Kontakt zu sein. Deren Alltag mitzuerleben.
Das geht am besten, wenn dort Englisch gesprochen wird.
Australien? – In einer Facebook-Gruppe lese ich, es sei nicht möglich, die Kinder dort in die Schule zu schicken. Schade. Weiter.
(Stimmt nicht, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Am besten also immer sich selbst informieren!!!)
Asien? – Müsste mit Privatschule passieren. Abgesehen davon, dass dies auch in diesen Ländern teuer ist… Das wollen wir ja gar nicht!!! Der typische Alltag der Kinder dort ist nicht in Privatschulen. Ne. Weiter.
Kanada? – Würde ich liebend gerne wieder hin. Ich vermisse meine zweite Heimat sehr. Aber so richtig warm ist es dort wirklich nicht!!! Schnell weiter.
USA? – Waren wir schon. Warte… Hawaii gehört ja auch dazu!!!
Hawaii – ein lang gehegter Traum. Oh ja! Hawaii, wir kommen!!!!
4. Schritt: Schule suchen
In der gleichen Facebook-Gruppe lese ich, dass eine deutsche Familie vor ein paar Jahren ebenfalls vier Monate auf Hawaii verbracht hat. Cool, also funktioniert das.
Wir machen uns online einen Überblick über das Schulsystem spezifisch auf Hawaii (doch nicht ganz das gleiche wie auf dem Festland der USA). Dann schreiben wir über 50 Elementary Schools auf 5 Inseln an.
Einige Schulen antworten uns: Falls wir in ihrem Distrikt wohnhaft sind, würden sie sich sehr auf uns freuen.
Wohnhaft. Was heisst das? Die Visa-Bestimmungen sprechen immer davon, dass man mit einem Touristenvisum nicht studieren darf. Wollen wir ja auch nicht. Elementary Schools werden nicht erwähnt. Wir wiegen uns ins Sicherheit.
Doch dann BANG. Der Traum zerplatzt. Ein Freund macht uns auf einen Artikel im Internet aufmerksam: Es ist sogar illegal. Die Schulen dürfen einfach den Immigrationsstatus nicht überprüfen. Wir könnten es riskieren. So haben es andere wohl gemacht. Doch dazu sind wir einfach zu ehrlich. Und das Risiko für uns und unsere Kinder enorm. Wir dürften unser Leben lang nicht mehr in die USA einreisen. Geht ja gar nicht.
Was nun? Wir bekommen von Andrea Jansen von Anyworkingmom.com einen super Tipp für eine Privatschule: eine Naturschule mit Homeschooling-Struktur. Klingt irre!!! Wir haben mit der Schulleiterin Kontakt. Sie ist begeistert von unserer Idee. Und würde unsere Kids liebend gerne aufnehmen. Doch dieses Jahr sind sie bereits voll. Schade.
Wir wollen gerade Hawaii aufgeben. Da bekommen wir eine späte Antwort eines Schulleiters. Er ist total begeistert von unserem Vorhaben und möchte uns kennenlernen.
Drei Abende später haben wir eine Telefonkonferenz mit ihm. Beschulen, also offiziell in der Schule aufnehmen, kann er unsere Kinder nicht. Aber das ist ja auch nicht unser Ziel (Mama kann das ja 😉 ). Aber er hat mit den Schulbehörden Vorort gesprochen. Er würde gerne mit unseren Kids „Projekte“ in der Schule machen. Denn:
„Having visitors from foreign countries is the second best thing to traveling yourself.” P.Z.
Perfekt. Ganze Schultage müssen es für uns nicht sein. Aber die Kinder haben Kontakt mit anderen Kindern. Erleben deren Alltag und profitieren so sicherlich am meisten.
5. Schritt: Englisch lernen
Als wir vor fünf Jahren in der Welt unterwegs waren, hatte unsere damals 6-jährige im Kreuzfahrtschiff-Kidsclub während 4 Wochen viel Englisch aufgeschnappt. In Costa Rica konnte sie dann problemlos mit Freunden von uns spielen und sprechen. Kinder lernen soooo schnell.
Und dennoch wollen wir unsere Kids diesmal etwas vorbereiten. Damit sie auf Hawaii nicht ganz ins kalte Wasser geschmissen werden. Für klassische Englischkurse haben wir weder Zeit noch Lust… Wir bauen die Sprache spielerisch in unseren Alltag ein:
- Beim Abendessen wechseln wir auf English.
- Einmal in der Woche schauen wir einen Film zusammen – auf Englisch.
- Vorlesestunden – auf Englisch.
- Familienspiele – auf Englisch.
- …
Gerade beim Abendessen vergessen wir es oft. Doch kein Problem, unsere Kinder denken bestimmt dran und ermahnen uns.
Sie lieben es. Wir auch. Daraus ist ein neues Familienritual für uns entstanden.
6. Schritt: Pässe überprüfen – Visas beantragen
Die Pässe müssen beim Rückflug noch mindestens ein halbes Jahr gültig sein. Da ist bei unseren Pässen noch alles im grünen Bereich.
Damit ich das nie verpasse, markiere ich den Ablauf entsprechend im Familienkalender.
Bei einigen Ländern können wir bei der Einreise das Touristenvisum direkt bekommen. Bei anderen müssen wir dies im Vorfeld beantragen. Nachdem die Reiseroute steht, gehen wir ein Land nach dem anderen durch.
Wir haben Glück. Wir brauchen uns jetzt nur um 2 Visas zu kümmern. Und dort geht es inzwischen total unkompliziert online. Die Bestätigungen haben wir bereits innerhalb kürzester Zeit.
7. Schritt: Versicherungsschutz abklären
Eine gute Versicherung ist unbezahlbar. Das haben wir bereits zweimal erlebt. Zuletzt als wir letzten Sommer nach dem Erdbeben in Indonesien evakuiert werden mussten. Ohne gehen wir nicht mehr los. Denn es passiert so schnell etwas Unvorhergesehenes.
Wie es aussieht, sind wir immer noch gut abgedeckt. Auch für eine Langzeitreise.
8. Schritt: Unterkunftssuche für die Schulzeit
Unsere Schule liegt ausgerechnet in der teuersten Ecke von Hawaii. Entsprechend gestaltet sich unsere Unterkunftssuche in Bezug auf unsere Budgetvorstellungen als sehr herausfordernd.
Anfang Dezember haben wir Glück. Während unserer hawaiianischen Schulzeit werden wir in einer kleinen Wohnung mit Gemeinschaftspool und in Strandnähe hausen.
Bei uns sechs steigt die Vorfreude.
Jetzt geht es parallel an weitere Unterkünfte sowie die Flüge…
9. Schritt: Flüge buchen
Über die Weihnachtsferien haben wir viele Stunden damit verbracht, Flüge zu kombinieren und optimieren.
Langstreckenflüge haben wir bisher immer bewusst als Nachtflüge gebucht. Diesmal haben wir damit aber keine Chance. Die Strecken, die für uns in Frage kommen, bieten entweder keine Nachtflüge, oder diese würden definitiv unser Budget sprengen.
Weiter müssen wir uns daran gewöhnen, dass bei den meisten Fluggesellschaften das Gepäck inzwischen extra gezahlt werden muss. Entsprechend gestaltet sich die Flugpreissuche als kompliziert.
Dafür gilt immer noch die alte Daumenregel: Reisezeiten zwischen Dienstag und Donnerstag kommen uns meist günstiger.
Anfang Januar haben wir unseren ersten Reiseabschnitt gebucht. Anfang April wird es losgehen: via New York nach Hawaii.
Die weiteren Abschnitte via Japan und Sri Lanka wieder in die Schweiz gehen wir in den nächsten Wochen an: Die Flüge geben uns den Rahmen für die weitere Planung und Buchungen: Suche der Unterkünfte, Mietwagen/ Fahrkarten,…
10. Schritt: Schule informieren
Da wir so lange verreisen werden, können wir unsere Kinder einfach von ihrer schweizer Schule abmelden. Dennoch sind wir mit den Lehrpersonen in Kontakt getreten. Wir möchten nicht, dass sie über einen Dienstweg darüber informiert werden.
Weiter möchte ich kurz mit ihnen absprechen, welche Lernziele in Mathe und Deutsch anstehen. Viel mehr wie Kopfrechnen und Lesen sowie Postkarten an die Klasse schicken, werden wir kaum machen.
Sie werden unterwegs abgesehen von ihrem hawaiianischen Schulprojekt sowieso enorm viel lernen.
11. Schritt: Hobbys informieren
Unsere vier sind sehr engagiert. Punkt für Punkt haken wir anhand unseres Wochenplans alle ab und melden unsere Kids für die Zeit ab: Spielgruppen, Tagesmutter, Turnverein, Musicalschule, Tennisclub, Instrumentalunterricht,…
Auch haben wir das Glück, dass uns alle finanziell für die Reisezeit nichts berechnen!
Auch meine Kolleginnen meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten gilt es zu informieren. Sie müssen während der Zeit meinen Teil mit stemmen.
Aber auch da kommt sehr viel positive Rückmeldung uns entgegen.
12. Schritt: Wohnung vermieten?
Wir lesen uns in die Thematik Wohnungsvermietung via AirBnB/ Haustausch ein. Klingt alles spannend und sinnvoll, denn das würde einen Teil unserer Kosten decken.
Haustausch scheidet für uns aus. Für die Schulzeit auf Hawaii finden wir auf den verschiedenen Plattformen kein Objekt genau in der Region. Mit unserer Weltreise werden wir an vielen Orten sein. Die restliche Reise scheint uns zu kompliziert, um jeweils einen Tausch zu organisieren.
Ausserdem bleibt Papa Thomas die meiste Zeit zu Hause. Und braucht unsere Wohnung.
Deswegen entscheiden wir uns auch gegen AirBnB. Vielleicht ein ander Mal?
13. Schritt: Impfschutz auffrischen
Mit der Kinderärztin klären wir die benötigten Impfungen für die verschiedenen Reisedestinationen ab. Wie beim letzten Mal, zückt sie ihr grosses Reisemedizinalbuch und wir gehen die genaue Reiseroute Schritt-für-Schritt durch.
Viel brauchen wir nicht. Die Impfungen vom letzten Mal wirken immer noch. Nur unserem jüngsten Küken fehlt noch eine.
Die Reise steht grob. Mehr braucht es nicht unbedingt. Vor Ort lässt sich sonst auch noch alles weitere organisieren und unseren Bedürfnissen entsprechend anpassen.
Dennoch planen wir noch etwas weiter:
- Hawaii – Mietwagen und Flüge zwischen den Inseln
- Japan – Wir werden inmitten der dortigen Ferienzeit in Japan sein. Und da ich dann wieder alleine mit den Kids bin, buche ich die Zeit lieber durch.
- Sri Lanka – Freunde von uns waren letztes Jahr dort und haben sehr viel gesehen. Ich frage sie aus, nach Unternehmungen, die sich für die Kinder lohnen und solche, die mit Kindern weniger empfehlenswert sind. Ausserdem werden wir unsere „Basis“ bei der srilankesischen Familie meines Onkels aufschlagen können. Von dort sehen wir weiter.
Unsere Aufregung steigt. Unsere Kinder lassen unsere Freunde und Familie an unserer Vorfreude teilhaben.
,
um unsere nächste Reise zu verfolgen.
Wir zählen die Wochen.
10, 9, 8, 7… Wochen noch!
Yippie, bald geht es los!
Ich freue mich schon darauf, dir unsere Welt hinter den Kulissen von Familienalltag und Startupleben zu zeigen!
Monika
Passende Produkte für eine entspannte Weltreise mit Familie:
